Spezialtour mit Abkürzungen
Schöpferische Pause – Moritzburg – Lübbenau – 211 Kilometer, mit Abkürzungsvariante
Bei bestem Wetter und ohne Zeitdruck erleben wir heute reichlich 200 Kilometer schönste Kurvenstrecke zwischen Sachsen und Brandenburg. Aller 20 bzw. 40 Kilometer können wir stoppen, müssen aber nicht. Auch vom Bike aus hat man einen nahezu fürstlichen Ausblick auf eine schöne Landschaft mit Naturschutzgebieten und Aussichtspunkten. Von oben wird das Fürstliche dieser Route noch einmal richtig deutlich. Wir sind die Könige der Straße. Wir haben Zeit und Platz, den Ausflug zu genießen. Kein Stau, kein Betrieb, kein nerviger Smalltalk, nur echte Kerle mit bodenständigem Humor. Die Landschaft ist so, wie sie ist schön, nichts wurde künstlich glattgebügelt. Wir dürfen entdecken, was uns gefällt und links liegen lassen, was uns nicht interessiert.
Wir genießen den Anblick des Jagdschlosses Moritzburg, werden bis Meißen den Ohrwurm des Märchenfilmklassikers Aschenbrödel nicht mehr los und freuen uns auf den Blick von der Albrechtsburg in Meißen. Am Parkplatz gibt es einen Lift. Wir genießen den Anblick der Weinberge, verneigen uns vor den Anstrengungen der Steilhangwinzer, die alles in Handarbeit und meist in ihrer Freizeit machen, verlassen Sachsen und begrüßen Südbrandenburg. Hätte es im 19. Jahrhundert keine Elbbegradigung gegeben, würde auch Mühlberg heute noch direkt an der Elbe liegen. Die Stadt hat eine attraktive Elbbrücke, es lohnte sich ein Abstecher ins Kloster Marienstern und zum Schloss Mühlberg/Elbe.
In Mühlberg/Elbe können wir noch einmal über Zeit und Strecke nachdenken. Mit ganz viel Zeit schlängelt sich der Weg über Großenhain, Thiendorf, Ortrand, Elsterwerda nach Bad Liebenwerda oder nicht.
Die Abkürzung führt direkt in die 700 Jahre alte Kurstadt und vielleicht in die Lausitztherme Wonnemar. Das sind dann nur 17 Kilometer. Die Therme lädt zum Erholen ein. Es gibt eine schöne Saunalandschaft und Massageangebote. Spart man sich auch die Schleife über Herzberg und Schlieben, ist in 20 Kilometern auch Doberlug-Kirchhain erreicht. Dennoch empfiehlt sich für die ganz Eiligen hier eine Rast.
Der nächste planmäßige Stopp kommt erst in rund 60 Kilometern, wenn wir Calau erreicht haben. Spaßvögel kultivieren ihre Kalauer, Selfie-Fans posieren an der Ruine der Dunkelsburg.
Es lohnt sich auch ein Blick mehr in Vetschau. Die Stadt an der ehemaligen Salzstraße war Heimstatt des Heimatforschers Alexander Rabenau und des Dichters Jan Bock. Über Vetschau führen die letzten knapp 30 Kilometer nach Lübbenau ins Erholungsparadies Spreewald. Schloss und Schlosspark sind ein Muss für alle Krimifans. Einige Episoden der Spreewaldkrimis wurden hier im ältesten Teil der Stadt gedreht.
Das Schloss wurde hauptsächlich unter der Herrschaft derer von Lynar im 19. Jahrhundert gestaltet und in der Orangerie amüsieren sich heute noch Hochzeitsgesellschaften.
Der Spreewald ist bekannt für seine einzigartige Landschaft, nahezu weltbekannt für seine Trachtenkultur und die berühmten Gurken und, nicht zu vergessen, für die seit Jahrhunderten überlieferten Sagen und Fabeln. Eine sehr berühmte Fabelfigur ist der Bludnik. Das ist auch der Grund, warum wir unbedingt im gleichnamigen Gasthaus zu Abend essen wollen. In der liebevoll ausgebauten Scheune gibt’s Spreewaldkost und echte Lehdschen Hefeplinsen. Und wie im Spreewald üblich, alles wird mit dem Kahn herantransportiert. Alles. Das gilt auch für Gäste, Kräuter, Bier und Wasser. Bike und PKW bleiben auf dem Parkplatz. Und noch eins: Der Bludnik ist ein Irrlicht. Er meint es gut mit uns und beleuchtet unseren Weg, falls wir uns verirren. Allerdings nur unter der Bedingung, dass nicht geflucht wird.